Ab Montag dieser Woche soll die Wiedervereinigung Zypern einen entscheidenden Schritt vorankommen. sagt der Zypern-Sonderbeauftragte der Uno, Espen Barth Eide jubelt, man sei nun „weiter gekommen als je zuvor“. Nikos Anastasiades; Präsident des international anerkannten Staats Zypern und Mustafa Akinci, der Vertreter des von der Türkei als Staat bezeichneten besetzten Nordteils der Insel treffen sich fern von der mit frühlingshaften Temperaturen gesegneten Insel im winterlichen Ferienort Mont Pèlerin in der Schweiz.

Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon wird auch anwesend sein und die Vereinigungskonferenz feierlich eröffnen. Zypern ist seit dem Sommer 1974 faktisch geteilt. Die türkische Armee hatte mit einer Invasion auf einen gescheiterten Putsch gegen den damaligen Präsidenten, Erzbischof Makarios reagiert. Offiziell wählte die Türkei, neben Griechenland und der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien eine der Schutzmächte der Republik Zypern diesen Schritt, um die ethnisch türkische Bevölkerung der Insel vor Vertreibung zu bewahren.

Der Putsch hingegen erfolgte auf Initiative der seinerzeit in Griechenland herrschenden, US-gestützten Militärjunta. Diese wertete die abwartende Haltung der USA als Billigung. Der griechische Putschistenführer Dimitrios Ioannidis hatte am 25. November 1973 den Putschisten von 1967, Giorgos Papadopoulos, aus dem Amt gejagt. Papadopoulos Macht hatte nachdem er einen Übergang zur zivilen Gesellschaft einleiten wollte, unter den Begleitumständen des am 17. November 1973 blutig niedergeschlagenen Studentenaufstands in Griechenland gelitten. Ioannidis, der Hardliner, versuchte mit Repression und Gewalt, das Ruder herum zu reißen. Eines seiner Ziele zur eigenen Profilierung war der Anschluss der Inselrepublik an Griechenland. Ioannidis scheiterte politisch und militärisch. Das Desaster auf Zypern führte in Griechenland zur Wiedereinführung der Demokratie und auf der nun geteilten Insel zu einem Klima des tiefen Misstrauens gegenüber den Festlandsgriechen.

Seit 1974 scheiterten zahlreiche Versuche, die Teilung rückgängig zu machen. Ein Referendum zur Wiedervereinigung scheiterte 2004 an dem Widerstand der griechischen Zyprioten gegen die Vereinigungsbedingungen. Offiziell jedoch herrscht Anastasiadis weiterhin über Gesamtzypern. Die türkischstämmigen Bewohner des Nordteils werden von der Republik Zypern als Bürger angesehen und genießen auch im Südteil die vollen Rechte. Bei Krankenhausbesuchen haben sie gegenüber ihren griechisch stämmigen Landsleuten in der Regel sogar Sonderrechte. Sie können jederzeit einen EU-Pass und sämtliche Ausweispapiere der Republik Zypern erhalten. Davon ausgeschlossen sind die nach 1974 in den Nordteil gebrachten türkischen Siedler und die dort lebenden Angehörigen der türkischen Armee.

Momentan gibt es ein weiteres, teilendes Detail. Auf Anordnung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogans herrscht in der gesamten Türkei weiterhin die Sommerzeit. Der Vasallenstaat Nordzypern schloss sich dem an. "Uns teilt die Zeit, aber uns eint die Hoffnung. Aber es ist endlich an der Zeit, dass wir in einem geeinten Land leben" - kommentierte Anastasiadis diesen Umstand und erhielt Zustimmung dafür auch von der Opposition. Oppositionsführer Andros Kyprianou von der linken, eurokommunistischen AKEL twitterte anerkennend, "ein Heimatland, ein Volk. Uns teilt die Zeit, aber uns eint die Hoffnung." Trotz aller Zuversicht gibt es vor allem unter den griechischen Zyprioten weiterhin viel Skepsis.

Allerdings demonstriert der vielfach unterschätzte, siebzigjährige Anastasiadis immer wieder, dass er einer der wenigen europäischen Politiker mit weitreichender Planung ist. Er versucht sein Land sowohl von der Türkei als auch von Griechenland zu lösen. Anastasiadis Vision ist es, Zypern als friedlichen Brückenkopf im von Bürgerkriegen und Feindschaften geteilten Nahen Osten zu etablieren. Er hat sowohl mit Israel, den Vertretern der palästinensischen Autonomiebehörde, als auch mit Ägypten ausgezeichnete Beziehungen. Anastasiadis ist es zudem gelungen, die Folgen der Eurokrise, die auf Zypern 2013 zu einer wochenlangen Bankenschließung und zur Sparerbeteiligung an der Bankenrettung führte, weitgehend zu überwinden.

Das mit Akinci gemeinsame Ziel, die Föderation aus zwei Bundesstaaten mit weitgehender Selbstverwaltung der beiden Volksgruppen, wird jedoch diese Woche kaum erreicht werden. Es ist nicht zu erwarten, dass das Haupthindernis, knapp 30.000 Besatzungssoldaten, von Erdogan ohne Gegenleistung abgezogen wird.

Allerdings geht es in und um Zypern auch um Bodenschätzte. Hier vermuten Skeptiker, dass deren Nutzung durch internationale Konzerne, die Einigung der Insel zwar vorantreiben, aber die der Teilung zugrunde liegenden politischen Probleme eher kurzfristig unter den Teppich kehren wird.

Von den griechischen Parteien des Festlands hat sich bislang lediglich die kommunistische Partei (KKE) mit einer auf diese Problematik zurückgreifenden, kritischen Stellungnahme gemeldet. Die Studie der KKE fand auch bei konservativen Griechen anerkennendes Echo.

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